Meldung vom 16.09.2016 / KfW IPEX-Bank
Erster Spatenstich für NordLink – "Grünes Kabel" wird erstmals die Strommärkte Deutschlands und Norwegens direkt verbinden
- 1.400 Megawatt Kapazität zum Austausch erneuerbarer Energien
- Interkonnektor erhöht die Versorgungssicherheit, stabilisiert die Strompreise in beiden Ländern und hilft, Klimaziele zu erreichen
- Wichtiger Schritt für europäische Strommarkt-Integration
Den ersten Spatenstich zur Errichtung der deutschen Konverterstation für das Seekabelprojekt NordLink und einen symbolischen Kabelzug haben heute die Projektpartner TenneT, Statnett und KfW (vertreten durch die KfW IPEX-Bank) zusammen mit dem schleswig-holsteinischen Energiewendeminister Robert Habeck, der norwegischen Botschafterin Elisabeth Walaas sowie den Bürgermeistern von Wilster und Nortorf ausgeführt. Zahlreiche Vertreter aus der Bundes-, Landes- und Regionalpolitik sowie aus Wirtschaft und öffentlichem Leben waren zu diesem Festakt erschienen.
"Mit NordLink verbinden wir zwei sich optimal ergänzende Systeme zum Austausch von erneuerbaren Energien – auf der einen Seite deutsche Wind- und Solarenergie, auf der anderen Seite norwegische Wasserkraft", sagte Lex Hartman, Mitglied der TenneT-Geschäftsführung. "Erst Projekte wie NordLink ermöglichen einen integrierten europäischen Strommarkt. Damit Energie dorthin gelangt, wo sie gebraucht wird. Und zwar einfach, sicher und ökoeffizient", betonte Hartman.
"NordLink ist ein Zukunftsbaustein der Energiewende und ermöglicht das, was wir früher grundlastfähigen Strom genannt haben", sagte Robert Habeck, stellvertretender Ministerpräsident Schleswig-Holsteins und Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume. "Das 'grüne Kabel' – schafft eine Verbindung zu den Kapazitäten der Wasserkraftwerke in Norwegen und wird Engpässen im deutschen Übertragungsnetz entgegenwirken", ergänzte Habeck.
NordLink hat eine Kapazität von 1.400 Megawatt (MW). Damit liegt seine Kapazität deutlich über der eines großen konventionellen Kraftwerks.
"Dieser Interkonnektor vergrößert die Möglichkeiten zum Austausch erneuerbarer Energien und leistet einen Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen sowie zum Erreichen der Klimaziele und erhöht die Versorgungssicherheit in beiden Ländern", sagte Gisela von Krosigk, für das Projekt zuständige Abteilungsleiterin bei der KfW IPEX-Bank.
Deutsche Verbraucher können vom positiven Effekt auf die Strompreise durch den Import von Energie aus preisgünstiger Wasserkraft profitieren. Ein erheblicher Teil der sozioökonomischen Vorteile von NordLink entsteht durch die Erträge aus dem Handel mit Übertragungskapazität über den Interkonnektor. Diese Erträge werden zur Finanzierung anderer Netzprojekte oder zur Senkung der Stromtarife verwendet.
Håkon Borgen, Executive Vice President von Statnett, sagte: "Bei einem Überschuss an Energie aus norwegischer Wasserkraft können wir diese überschüssige Energie nach Deutschland exportieren und so eine Wertschöpfung erzielen. Bei einem Anstieg der Energienachfrage, vor allem in trockenen und kalten Jahreszeiten, werden die norwegischen Verbraucher profitieren, da wir deutsche Wind- und Solarenergie kostengünstig importieren können."
Mit der Eingliederung des Projekts in das Bundesbedarfsplangesetz waren die Notwendigkeit und der dringende Bedarf zur Umsetzung des Projekts für den Energiemarkt gesetzlich verankert worden. Die Verleihung des Status als "Projekt von gemeinsamen Interesse" durch die
Europäische Union, gemäß der Leitlinien für die transeuropäische Energie-Infrastruktur, unterstreicht die hohe volkswirtschaftliche und energiewirtschaftliche Bedeutung des Projekts auf europäischer Ebene.
Norwegens Botschafterin Elisabeth Walaas sagte: "Dies ist ein Meilenstein der deutsch-norwegischen Energiebeziehungen. NordLink bringt die Realisierung der Energiewende und die Integration der erneuerbaren Energie auf eine ganz neue Ebene."
Die Botschafterin war nicht der einzige politische Gast aus Norwegen auf der Baustelle. Auch zwei Bürgermeister und zwei Landräte aus der Region Agder, wo der NordLink-Konverter auf norwegischer Seite in der Nähe von Tonstad errichtet wird, waren anlässlich des ersten Spatenstichs nach Wilster gekommen, um bei dieser in Deutschland traditionellen Zeremonie anwesend zu sein. Und um am Rande der Veranstaltung Erfahrungen mit ihren Amtskollegen aus der Region Wilster auszutauschen.
Hintergrund
NordLink ist der erste Interkonnektor, der die Energiemärkte Norwegens und Deutschlands direkt miteinander verbindet. Diese Verbindung fördert die Integration des nordwesteuropäischen Energiemarkts, steigert die Markteffizienz und trägt zur Stabilisierung der Energiepreise bei. Wenn die Preise in Deutschland höher als in Norwegen sind, weil Windkraftanlagen und Solarzellen nur wenig Strom produzieren, kann über NordLink Energie aus norwegischer Wasserkraft importiert werden. Das Stromkabel schafft eine Verbindung zu den Kapazitäten der Wasserkraftwerke in Norwegen und zu Wind- und Solarparks in Deutschland. Die Wasserreservoirs in Norwegen fungieren dabei quasi als „Energiespeicher“, denn bei Stromimport aus Deutschland kann das Wasser in ihnen verbleiben. Umgekehrt können bei Verbrauchsspitzen und gleichzeitig geringer Wind- und Solarenergieerzeugung in Deutschland diese genutzt und Strom nach Deutschland transportiert werden.
Deutsch-norwegische Kooperation
Das NordLink-Projekt wird von einem Konsortium realisiert, an dem zu jeweils 50% der norwegische Übertragungsnetzbetreiber Statnett sowie die DC Nordseekabel GmbH & Co.KG beteiligt sind. An DC Nordseekabel halten TenneT und die KfW jeweils 50 Prozent der Geschäftsanteile. DC Nordseekabel verantwortet Bau und Genehmigungen auf deutscher Seite.
Daten und Fakten
- 623 km lange Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ)
- 1.400 MW Kapazität mit ± 500 kV
- Offshore: 516 km Seekabel
- Onshore: 54 km Erdkabel (Büsum – Wilster/Schleswig-Holstein) sowie 53 km Freileitung (Vollesfjord – Tonstad/NO)
- Netzverknüpfungspunkte: Umspannwerke Wilster West (DE) sowie Tonstad (NO)
- Fertigstellung im Jahr 2020
Aufgrund der Streckenlänge und der großen Übertragungsleistung wird zur verlustarmen Übertragung Gleichstrom verwendet. Die beiden Kabel (Plus- und Minuspol) werden mit Konverterstationen an jedem Ende verbunden.
Die Konverterstationen werden in Wilster (Schleswig-Holstein) und Tonstad (Norwegen) errichtet. An diesen Standorten wird der Strom von Gleich- in Drehstrom (bzw. umgekehrt, je nach Übertragungsrichtung) umgewandelt und in das deutsche bzw. norwegische Drehstrom-Übertragungsnetz eingespeist, um Haushalte und Unternehmen mit Strom zu versorgen.
Statnett
Statnett ist zuständig für Entwicklung und Betrieb des norwegischen Übertragungsnetzes, einschließlich Interkonnektoren mit mehreren anderen europäischen Ländern. Statnett beschäftigt rund 1.200 Mitarbeiter und betreibt 11.000 Kilometer an Hochspannungsleitungen. Im Jahr 2015 erzielte Statnett einen Umsatz von 5,9 Milliarden NOK.
TenneT
TenneT ist einer der führenden Übertragungsnetzbetreiber in Europa. Mit rund 22.000 Kilometern Hoch- und Höchstspannungsleitungen in den Niederlanden und in Deutschland bieten wir 41 Millionen Endverbrauchern rund um die Uhr eine zuverlässige und sichere Stromversorgung. TenneT entwickelt mit etwa 3.000 Mitarbeitern als verantwortungsbewusster Vorreiter den nordwesteuropäischen Energiemarkt weiter und integriert im Rahmen der nachhaltigen Energieversorgung vermehrt erneuerbare Energien.
KfW
Die KfW ist eine der führenden Förderbanken der Welt. Mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung setzt sich die KfW im Auftrag des Bundes und der Länder dafür ein, die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Lebensbedingungen weltweit zu verbessern. Allein 2015 hat sie dafür ein Fördervolumen von 79,3 Mrd. EUR zur Verfügung gestellt. Davon flossen 37 % in Maßnahmen zum Klima- und Umweltschutz. In Deutschland ist die KfW Bankengruppe mit Standorten in Frankfurt, Berlin, Bonn und Köln vertreten. Weltweit ist sie an rund 80 Standorten vertreten.
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